Nachdem wir über Pfingsten unsere Deutschland-Tour geflogen sind (Bericht folgt) und Erfahrungen beim Fliegen in der Gruppe gesammelt haben, sind wir über das lange Wochenende vom 3. bis 5. Oktober nach Prag geflogen.
Wir, das waren Achim und Joachim mit der D-MSFW (Ikarus C42), Norbert und Klaus mit der D-MNFG (Tecnam P92) und Sabine und Rainer mit der D-MSFZ (Ikarus C42).
An der Planung dieser Tour, mit der wir nach unserer Rückkehr von der D-Tour begonnen hatten, waren noch weitere vier Teams beteiligt. Leider konnten diese an dem Wochenende nicht mitfliegen. Wetterbedingt mussten wir die Tour sehr spontan antreten, da an mehreren Termine an vorangegangenen Wochenenden kein Flugwetter herrschte.
Aber am 3.10.2014 (Tag der Deutschen Einheit) sollte es klappen. Die Wettervorhersage versprach uns gutes Flugwetter. Und so war es dann auch. Am Freitag trafen sich die Teams in der Flugschule zum letzten Briefing.
Am Abend zuvor hatten Achim und Joachim noch ein kleines Malheur mit ihrer FW. Bei der Landung in Kassel rollten sie sich einen platten Reifen am Hauptfahrwerk. Mit vereinten Kräften haben wir das allerdings schnell wieder in Ordnung gebracht. Rad samt Felge runter, neuer Schlauch und neuer Reifen drauf, abflugbereit. Wir haben ohnehin noch darauf gewartet, das die Nebelfelder um Kassel verschwinden. Um 13:00 LT war es dann soweit.
Rollkontrolle 121,900 in Kassel anrufen und die Rollfreigabe für den Flug nach Prag einholen. Am Rollhalt der Piste 09 dann Kassel Turm auf 118,100 rufen und Startfreigabe einholen. Los geht’s!
Nachdem alle in der Luft waren und die Kontrollzone über Sierra 1 verlassen hatten, rasteten wir die Quasselfrequenz 122,800 und wünschten uns gegenseitig einen schönen Flug. Etwa im Bereich Eschwege rasteten wir München-Information. Da wir nicht jedes Wochenende ins Ausland fliegen, haben wir den Sprechfunk mit München-Information schon mal in Englisch gemacht. Das hat uns wieder Sicherheit gebracht.
Unsere Flugstrecke führte uns vorbei an Eisenach mit dem Weltkulturerbe Wartburg, vorbei an Erfurt, Weimar, Jena und weiter immer nördlich des Thüringer Waldes. Unsere erste Zwischenlandung war in Auerbach im reizvollen Vogtland. Etwa zeitgleich kamen alle drei Flieger dort an. Auerbach verfügt zwar nicht über eine Kantine, aber ein netter Fliegerkamerad vom Auerbacher Platz hat uns erst mal eine Kanne Kaffee gekocht. An dieser Stelle sagen wir nochmals herzlichen Dank für die nette Bewirtung.
Nach unserer Stärkung haben wir unseren Flug nach Prag fortgesetzt. Nach dem Start auf der Piste 01 ging es zunächst wieder mit München Information Richtung Fichtelberg. Den Gipfel mit seinen 1215 m haben wir nördlich umflogen. In dieser waldreichen Gegend des Fichtelgebirges schaut man doch etwas genauer nach einer eventuellen Außenlandemöglichkeit. Aber unsere Rotax-Motoren sind wie gewohnt geschnurrt wie ein Kätzchen. Unmittelbar östlich des Fichtelbergs fällt das Gelände stark ab und es gibt schier unendlich viele Landemöglichkeiten. Die Landschaft westlich von Prag ist sehr stark von landwirtschaftlich genutzten Flächen geprägt.
Im Bereich Fichtelberg hat uns der nette Controller von München an Praha Information übergeben. Wir haben uns, wie aufgefordert, bei Praha gemeldet und unser Vorhaben vorgebracht. Auch dieser Controller war überaus nett und wir konnten unsere Reise wie geplant fortsetzen. Im Bereich Vodochody forderte uns der Praha Controller auf, Vodochody Tower zu rufen. Diesem Controler haben wir unsere Absicht kundgetan, nach Letnany zu wollen. Da wir unsere Flugroute über das VOR Neratovice geplant hatten, und dies dem Controller mitteilten, konnten wir unseren Flug auf diesem Kurs weiterfliegen. Nach der Positionsmeldung Neratovice VOR durften wir direkt nach Letnany weiterfliegen und den dortigen Tower rufen. Ab jetzt war die zuvor etwas angestiegene Anspannung weg und wir sind unter 2000 ft, wie uns angewiesen wurde, direkt in den Gegenanflug zur Piste 05 von Letnany geflogen. Die gesamte Flugstrecke ab Kassel hatten wir die Sonne im Rücken. Im Gegenanflug 05 staunten wir nicht schlecht, dass wir weder den Platz noch irgendetwas anderes sehen konnten. Die Sonne stand bereits so tief, dass wir den Eindruck hatten, wir fliegen direkt in sie hinein. An dieser Stelle wollen wir mal Rolf Schade Dank sagen, für sein geniales SkyMap.
Im Queranflug Piste 05 war die Welt wieder in Ordnung. Die Sicht und somit die Orientierung war wieder vollends vorhanden. Jetzt haben wir die Landeinformation für die Piste 05L bekommen. Letnany verfügt über zwei parallel verlaufende Graspisten, von der die linke die bessere sein soll. Es war nun vollbracht. Flug von Kassel nach Prag.
Vom Flugplatz aus sind wir mit der U-Bahn, die direkt am Platz ihre Endstation hat, zum Hotel gefahren. Bei einem kräftigen Abendessen und ein paar Prager Bierchen haben wir den Tag ausklingen lassen. Da der Heimflug erst für den kommenden Sonntag geplant war, hatten wir den ganzen Samstag Zeit, um uns Prag anzuschauen. Unsere Besichtigungstour führte uns vom Hotel per Prager Metro zur Haltestelle Casino. Über den Wenzelsplatz, der zu Europas längsten Plätzen zählt, durch die Altstadt zum Altstädter Rathaus mit seiner weltbekannten astronomischen Uhr. Weiter über die Karlsbrücke in Richtung Burg.
Seit über 1000 Jahren ist die Prager Burg auf dem Berg Hradschin mit dem St. Veits Dom und Goldenem Gässchen das politische und kulturelle Zentrum nicht nur der Stadt sondern auch der Nation.
Nach etlichen Kilometern Fußmarsch durch diese wunderschöne, vom Krieg verschonte Stadt, begaben wir uns auf den Weg Richtung Hotel. Auf diesem Weg stillten wir Hunger und Durst in einer zünftigen Prager Gaststätte. Prag ist eine Reise wert.
Der nächste Morgen zog unsere Blicke erst mal in den Himmel. Wird das Wetter fliegbar werden? Kurz nach Sunrise war noch klare Sicht. Eine Stunde später bereits hatte sich Nebel gebildet. Also erst mal auschecken und frühstücken. Wieder mit der Metro bis zur Endstation und siehe da, als wir den Untergrund von Prag nach etwa 45min Fahrzeit verlassen hatten, klarte der Himmel auf. Maschinen checken, tanken, nochmal kurz besprechen und auf geht es Richtung Heimat. Unser Flug führte uns Richtung Nord-West wieder über das VOR Neratovice und dann durch den Elbdurchbruch bei Schmilka. Hier riss der Himmel vollends auf und wir erfreuten uns strahlenden Sonnenscheins. Deutschland hat uns wieder. Und Deutschland präsentiert sich in einer seiner schönsten Formen. Vor uns liegt das Elbsandsteingebirge mit der Bastei, Festung Königstein und der reizvollen Sächsischen Schweiz. Einfach ein fliegerischer Genuss.
Nun nehmen wir direkten Kurs auf Gera für eine Zwischenlandung. Nach einer Tasse Kaffee und dem obligatorische Gang aufs Örtchen flogen wir auf direktem Weg zurück nach Kassel.
FAZIT : REISE NACH PRAG MIT DEM UL – PRÄDIKAT WERTVOLL !
Prag, wir kommen wieder.
Rainer Bettenhausen